Unser Altholländisches Mövchen

Ein Erfahrungsbericht


Was sind meine Prioritäten bei der Auswahl der Zuchttauben? Diese Frage stelle ich mir regelmäßig. Ausgenommen ist natürlich die Vitalität und Zuchtfreude unserer Tauben, die immer an erster Stelle stehen müssen. In meinen Anfängen mit den Altholländischen Mövchen war dies für mich noch eine schwierig zu beantwortende Frage, da ich mit den vielen kleinen aber überaus wichtigen Feinheiten nicht so vertraut war. Dank der offenen und anschaulichen Erklärungen auf den Tierbesprechungen des Sondervereins, gerade auch durch unsere niederländischen Freunde Gerard und Klaas, habe ich über die Jahre viel lernen dürfen. Ein herzliches Dankschön geht auch an Rainer, für die tolle Unterstützung.
Die Schnabelsubstanz ist für mich von entscheidender Bedeutung. Nur mit gesunden Schnäbeln ist uns garantiert, dass unsere Tauben ihr Futter ohne Probleme aufnehmen können und wie bisher ihre Jungen selbst erfolgreich versorgen und aufziehen. Der Schnabel muss in beiden Hälften eine kräftige Substanz aufweisen und ähnlich stark sein. Häufig neigt die unter Hälfte dazu, zu schwach und dünn zu werden. Oft einher gehen schwache Schnäbel auch mit kerben und rillenartigen Vertiefungen im Bereich der Schnabeloberfläche. Ein Fehler, den ich bei meinen Zuchttauben ebenso nicht sehen möchte, sind Oberschnäbel, die sich vorne, ähnlich wie bei einem Papagei, nach unten über den Unterschnabel biegen. Der Oberschnabel darf zudem im Übergang zur Schnabelwarze keinerlei Vertiefungen aufweisen (Schnabeldruck).
Auf kräftige Köpfe mit einer gewissen Länge lege ich großen Wert. War mir früher nur eine gewisse Stirnfülle wichtig, lege ich nun mein Augenmerk auf die standardgerechte Stirnführung mit einem möglichst gut ausgeprägten Stopp. Bei dem Stopp steigt die Stirn „steil“ an. Schnabel, Warze und Stirn bilden dabei eine ununterbrochene, leicht gebogene Linie. Kurz vor dem Auge stoppt diese Linie, um dann in eine horizontale Kopflinie über zu gehen. Der höchste Punkt des Kopfes liegt dabei vor dem Auge.

Drittes wichtige und zuchtentscheidendes Merkmal sind die formlichen Attribute, wie breite Brustpartie, kompakte Gesamterscheinung und horizontale Haltung. Die breite und volle Brustpartie zeigt sich meistens dann, wenn der Flügelbug gut eingebaut ist und von Brust- und Unterlinie überragt wird. Ein gutes Zeichen für die richtige Brustbreite ist für mich gegeben, wenn ich bei der Handbewertung der Tauben das Gefühl habe, die Taube rutscht mir nach vorne aus der Hand.  Sehr gerne setze ich kräftige Täubinnen in der Zucht ein. Lang wirkende Tauben sind für mich persönlich ein Ausschlusskriterium, da die gesamte Harmonie verloren geht und meine bisherigen Zuchterfahrungen zeigen, dass mit solchen Tauben nur schwer ein Fortschritt zu erzielen ist. Immer wichtiger wurde mir, gerade in den letzten zwei Jahren, die horizontale Haltung und ein nicht zu tiefer Stand. Mit den zuvor beschriebenen Merkmalen tragen Haltung und Stand ganz entscheidend zu einer erfolgreichen Ausstellungskarriere unserer Tauben bei. Zu beachten ist dabei, dass sich gerade diese Merkmale nur mit einer ausgiebigen Ausstellungsvorbereitung zeigen.
Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesen kurzen Einblicken bei der Auswahl meiner Zuchttauben, etwas helfen und vielleicht auch dazu beitrage, dass unserer Altholländischen Mövchen zukünftig noch etwas schöner werden.
René Stephan